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Impuls zum 13. Juni 2021

Zum 11. Sonntag im Jahreskreis

Von Albert Hohmann (Föhren), pax christi Trier

Kyrie
Kyrie
Herr,  erbarme dich

Jesus, Gottes Wort, Licht der Menschen
Herr,  erbarme dich

Bote der Herrschaft Gottes und ihr Zeuge
Christus,  erbarme dich

Wegbereiter für ein Leben im Shalom
Herr,  erbarme dich

Zum Evangelium
Schon monatelang hat uns die Frage „Wann ist es endlich soweit?“ in diesen eingeschränkten Zeiten der Pandemie begleitet und sie begleitet uns immer noch. Wann können sich Menschen am Ende ihres Lebens wieder von ihren Familien verabschieden? Wann müssen sie nicht mehr mutterseelenallein sterben? Wann können die Kinder wieder ihren Bedürfnissen nachgehen und ungezwungen mit anderen spielen? Wann können junge Menschen sich wieder ihrer Ausbildung widmen? Wann Menschen ohne Wohnung oder in engen Verhältnissen Perspektiven für andere Lebensverhältnisse erhoffen? Wann können wir uns wieder mit Kindern und Enkelkindern treffen? Wann ist ein offenes Treffen mit Freunden möglich?

Nicht alle Wann-Fragen haben die gleiche Relevanz, aber ihnen gemeinsam ist, dass die Menschen sich nach lebendigen Lebensvollzügen sehnen. Ein Krankenhauseelsorger sagt: „In Wahrheit vermissen die Leute wohl etwas, worauf sie ihre Hoffnung richten können.“

Markus 4: 26 Er (Jesus) sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; 27 dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. 28 Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. 29 Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

Schon die Zuhörer Jesu haben danach gefragt, wann errichtet Gott seine Herrschaft. Wann ist es endlich soweit, dass die Herrschaften des Unrechts und der Unterdrückung verschwinden und die Gottesherrschaft sich durchsetzt. Die Ungeduldigen im Land, wollten seinem Kommen durch Gewalttaten gegen die verhasste römische Besatzung sogar nachhelfen. Jesus distanziert sich von solchen Vorstellungen und eröffnet eine andere Basis des Lebens, die in der Bergpredigt Gestalt gewinnt. Die Fremdherrschaft ließ die Frage auch in den Jahrzehnten nach Jesu Tod und Auferstehung nicht zur Ruhe kommen.

Das Gleichnis geht auf solche Fragen in drei Schritten ein. Am Anfang steht die Aussaat, das knochenharte Geschäft der Bestellung der kargen Böden wird nicht erwähnt. Im Mittelteil wird das Wunder des Wachsens beschrieben. Die Vorgänge in der Erde vom Keimen über das Wachsen bis zur Reife der Frucht offenbaren dem gläubigen Juden das wunderbare Schöpfungshandeln Gottes.

Die Ernte dann ist nicht nur der Lohn für das staunende Warten, sie ist auch das Kennzeichen der Herrschaft Gottes ihrem ganzen Umfang. Bei Joel (4,13) wird deutlich, dass der endzeitliche Durchbruch dieser Herrschaft auch Gericht bedeutet. Dort heißt es: Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist reif. Kommt, tretet die Kelter; denn sie ist voll, die Tröge fließen über. Denn ihre Bosheit ist groß.“ Ähnlich heißt es in der Geheimen Offenbarung (14,15), wo ein Engel rief: „Schick deine Sichel aus und ernte!“ Bosheit, Qualen, Unterdrückung und Menschenverachtung haben ein Ende. Die Leidenden und Geschundenen dieser Erde erfahren Gerechtigkeit. Diese Botschaft hat der Geschundene am Kreuz eingelöst, bestätigt in der frohen Botschaft von seiner Auferweckung.

Markus 4  30 Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? 31 Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. 32 Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.

Auch das zweite Gleichnis beschreibt einen Kontrast. Das kleinste der Samenkörner bringt ein riesiges Gewächs, größer als alle anderen Gewächse hervor. Die Hörer dürfen hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Das Reich Gottes, das sich jetzt klein und unscheinbar zeigt, wird sich zu einem großartigen Gebilde entwickeln, in dem die Völker ihren Platz finden.

Darin findet sich eine herrschaftskritische Botschaft. Im Traumbild über Nebukadnezer (Ez 31, 6 ff) wird der Weltenbaum beschrieben, indem die Vögel des Himmels nisten und von dem die Tiere leben. Er symbolisiert dessen machtvolle Herrschaft über die Völker wie in Ez 31,6 zum Ausdruck kommt: „All die vielen Nationen / wohnten in ihrem (Zeder) Schatten“. Von diesem Baum heißt es dann (31,10): „da sie mit ihrem Wipfel in die Wolken ragte und ihr Herz wegen ihrer Höhe überheblich wurde“, wird sie gefällt. Ezechiel spricht im Kapitel 17 von dem Baum, den  Gott der Herr pflanzen wird: 23 „Auf die Höhe von Israels Bergland pflanze ich ihn. / Dort treibt er dann Zweige, / er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Allerlei Vögel wohnen darin; / alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige. 24  Dann werden alle Bäume auf den Feldern erkennen, / dass ich der Herr bin. Ich mache den hohen Baum niedrig, / den niedrigen mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, / den verdorrten erblühen. / Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus.“

Wann ist es endlich soweit, dass die Verhältnisse dieser Welt sich ändern, dass die Knechtung und Versklavung unzähliger Menschen beendet wird? Die konkreten Gesellschaften und ihre Herrschaftsmechanismen haben sich seit dem römischen Reich gewandelt, aber Hunger, Krankheit, Unterdrückung und Tod für die Vielen sind bis heute ihr Ergebnis. Scheinbar kann niemand entrinnen – als Opfer oder als Nutznießer.

Die beiden Kontrastgleichnisse Jesu lenken den Blick von der drückenden Realität der Gegenwart der allzu mächtigen Verhältnisse, die auch seine Anhänger immer neu unter Anpassungsdruck setzen, auf den endzeitlichen Durchbruch der Herrschaft Gottes in seinem Shalom, im solidarischen Miteinander der Menschen. Wir sollen uns nicht täuschen lassen von den kleinen Anfängen der Beherrschung der Verhältnisse durch Gewaltregime. Die Saat wird heranwachsen, zur reichen Ernte und zum Baum des Lebens werden. Die politische Prophetie der Gleichnisse spricht eben von diesem solidarischen Zusammenleben unter seiner Herrschaft und auch davon, dass den Leidenden dieser Welt zu ihrem Recht kommen werden.

Die Frage „Wann endlich“ ist damit nicht beantwortet. Jesus geht in den Evangelien auf diese Frage auch nicht ein. Aber er erzählt, dass die Gegenwart nicht das letzte Wort hat , sodass wir uns nur resigniert damit abfinden müssen. Wir können die Möglichkeiten ergreifen, mit anderen solidarisches Handeln und Versöhnung zu proben, Gewaltfreiheit umzusetzen und schließlich jede Form von Herrschaft von Menschen über Menschen in Kirche und Welt zu delegitimieren. Jesu Botschaft gibt Hoffnung und Freiheit.

Psalm 146
1 Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele!      
2 Ich will den HERRN loben in meinem Leben, einem Gott singen und spielen, solange ich da bin.      
3 Vertraut nicht auf Fürsten, nicht auf den Menschen, durch den es keine Rettung gibt! 
4 Schwindet sein Lebensgeist, kehrt er zurück zur Erde, an jenem Tag sind seine Pläne zunichte.      
5 Selig, wer den Gott Jakobs als Hilfe hat, wer seine Hoffnung auf den HERRN, seinen Gott, setzt.      
6 Er ist es, der Himmel und Erde erschafft, das Meer und alles, was in ihm ist. Er hält die Treue auf ewig.      
7 Recht schafft er den Unterdrückten, Brot gibt er den Hungernden, der HERR befreit die Gefangenen.      
8 Der HERR öffnet die Augen der Blinden, der HERR richtet auf die Gebeugten, der HERR liebt die Gerechten.      
9 Der HERR beschützt die Fremden, er hilft auf den Waisen und Witwen, doch den Weg der Frevler krümmt er.    
10 Der HERR ist König auf ewig, dein Gott, Zion, durch alle Geschlechter. Halleluja!

Dein Reich komme
die Mächtigen stürzen vom Thron   
die Herren werden zu Dienern              
die Versklavten und Unterdrückten sind frei und leben in Würde

Dein Reich komme
ungerechte Herrschaft ist ohne Zukunft         
die Sehnsucht nach Gerechtigkeit bleibt lebendig  
Menschen haben Mut zum Widerstand

Dein Reich komme
Feinde umarmen sich       
Waffen werden eingeschmolzen    
Soldaten sind überflüssig

Dein Reich komme
die Armen empfangen die Botschaft des Lebens (Heils)   
die Überflüssigen haben Aufgaben   
die Obdachlosen ein Zuhause

Dein Reich komme
die Blinden sehen und die Tauben hören   
die Lahmen gehen und die Aussätzigen werden rein              
die Hungernden sind satt

Dein Reich komme
die Verachteten stehen im Mittelpunkt  
ihre Lasten sind entfernt   
die Gefängnisse sind leer

Dein Reich komme
alte und junge Menschen wenden sich einander zu  
Sterbende sind nicht allein   
die Toten werden auferweckt

Vater unser

Segen – Num 6, 24-26
Der  HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe Dir Frieden.

Lied
Das könnte den Herren der Welt (Kurt Marti)

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,          
wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,  
erst dann die Herrschaft der Herren,            
erst dann die Knechtschaft der Knechte  
vergessen wäre für immer!
Das könnte den Herren der Welt ja so passen,          
wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,          
wenn hier die Herrschaft der Herren,          
wenn hier die Knechtschaft der Knechte               
so weiterginge wie immer.
Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden,               
ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle             
zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand        
gegen die Herren,   
die mit dem Tod uns regieren!